Ihren Ursprung hat die Flößerei im 12. Jahrhundert. Zur Zeit der Städtegründungen durch die bayerischen Herzöge übernahmen die Flöße den Holz- und Warentransport. Während der Zweck der Floßfahrt ursprünglich eigentlich nur im Transport von Bauholz für das schnell wachsende München bestand, wurden die Flöße auch zunehmend als Transportmittel für den Warenverkehr entdeckt. Nur Zunft-Flößer mit langjähriger Berufserfahrung und ehrbarem Namen wurden mit dieser Aufgabe betraut. Wo heute das Deutsche Museum steht, herrschte einst emsiges Treiben durch die ankommenden Flöße aus dem Isarwinkel und dem Loisachtal. Nach verrichteter Landung wurde das Holz verkauft und die Flößer kehrten dann ‚per pedes’ und einem vollen Geldbeutel in ihre Heimat zurück.
Später im 15. Jahrhundert schlossen sich gewerbsmäßige Flößer zu organisierten Gemeinschaften zusammen und übernahmen Frachtzustellungen auf dem Wasser. Es wurde die Flößerzunft gegründet, der immer ein Floßmeister vorstand. Die Isar war der am häufigsten befahrene Fluß und bildete die Hauptverkehrsader für den lebhaften Handel zwischen Süden und Norden.
Die Flöße fuhren bis Wien und Budapest mit ihren Waren und Passagieren, denn auch die Personenbeförderung wurde damals bereits angeboten.
Durch die Industrialisierung erlebte die Isar Floßfahrt anno 1840 - 1880 ihre kommerzielle Blütezeit. In München registrierte man in manchen Jahren mehr als 8000 Flöße. Doch die Eisenbahn und Dampfschiffahrt brachte die Wende für den Waren- und Passagiertransport über die Isar.
Viele Flößer wurden arbeitslos.
Seit dem finden eigentlich nur noch Vergnügungsfahrten auf der Isar statt. Um die Stadt München mit Elektrizität versorgen zu können, wurde zu Beginn des Dritten Reiches der Isarkanal gebaut. Dennoch, die Isar Floßfahrt passte sehr gut in das national-sozialistische Konzept und man entdeckte sie wieder als ein beliebtes traditionelles Freizeitvergnügen für Bayern. Das Isartal begann sich touristisch zu entwickeln.
Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges fand die Floßfahrt bis auf weiteres ein jähes Ende und so errichtete man das Flößerdenkmal in Hinterbrühl, das man heute kurz vor der Ankunft in Thalkirchen sieht. Die Rechte zum Befahren der Isar und des Kanals besitzen heute nur noch drei verbliebene Flößerfamilien.
800 Jahre Flößerei in Wolfratshausen
Das Handwerk der Flößer ist mit der Geschichte von Wolfratshausen eng verwurzelt. Schon 1440 bestand eine Flößerordnung und Wolfratshausen war seitdem ein zentraler Umschlagplatz für Flöße. Baumaterialien und große Lasten wurden auf Loisach und Isar bis München, über Inn und Donau weiter bis Wien und sogar bis zum Schwarzen Meer gebracht. Solange es noch keine Dampfmaschinen für Schiffahrt und Eisenbahn gab und der Benzinmotor noch keine Autos antrieb, galt das Floß auf Isar und Loisach als schnellstes und billigstes Transportmittel.
Der Bedarf an Holzlieferungen stieg vor allem wegen der wachsenden Bautätigkeit ab dem 13. Jahrhundert in München an. So wurde das Holz zum Bau der Münchner Frauenkirche mit 1.400 Flößen aus dem Isarwinkel und dem Werdenfelser Land nach München geschafft. Zur Weltausstellung in Wien erfolgte im Jahr 1904 der Transport einer großen Brauerei-Sudpfanne. Von Lenggries und Garmisch wurden auch Kalk, Gips, Kreide sowie importierte Wolle, Seide und Rosinen befördert. Ende des 17. Jahrhunderts wurde ein regelmäßiger Personen- und Güterverkehr eingeführt. Nach einem Fahrplan aus dem Jahr 1854 fuhr jeden Montag ein Floß ab nach Landshut, Passau, Linz und Wien. Den Höhepunkt erreichte das Handwerk Mitte des 19. Jahrhunderts, als jährlich 5.800 Flöße die Wolfratshauser Lände passierten.
Mit dem Ausbau der Straßen ging die Nutzung der Floße immer mehr zurück. Die Isartalbahn, die 1891 zwischen München und Wolfratshausen in Betrieb ging, ersetzte letztendlich das Floß als Transportmittel. 1922 fuhr das letzte Floß von Wallgau nach München. Dafür erlebte die Floßfahrt ab 1903 ein Comeback als Vergnügungsfahrt. In Erinnerung an seine bewegte Geschichte und als Wahrzeichen für die heute noch gelebte Flößertradition nennt sich Wolfratshausen „Die Flößerstadt“.
Bevor die Gaudi auf der Isar beginnt
Ganz früh am Morgen beginnt an der Weidacher Lände und an der Marienbrücke die Arbeit des Flößerhandwerks, wenn in etwa dreistündiger Arbeit mit 120 Eisenkeilen, Drahtgeflechten und Querhölzern die Flöße für den Tag zusammengebaut werden.
Am Ende einer Floßfahrt wird das 20 Tonnen schwere Floß an der Thalkirchner Floßlände in seine Einzelteile zerlegt und auf einen Sattelschlepper verladen, der die Fracht wieder nach Wolfratshausen zurückbringt. Etwa 950 bis 1000 Flöße legen jedes Jahr die Strecke von Wolfratshausen nach München zurück.
Auch heute noch werden die Flöße von "gstandnen Mannsbuidan" sicher ihres Weges geleitet. Allerdings ist die Ware den Passagieren gewichen, die - bis zu 60 an der Zahl - hier mal anders und auf spritzige Weise die bayerische Gemütlichkeit erleben können. Zünftige Musi, Brotzeit und Bier dürfen da natürlich nicht fehlen und sorgen so für eine mal romantische, mal feucht-fröhliche Fahrt durch das landschaftlich reizvolle Isartal.
Während die Isarfloßfahrten früher noch ab Lenggries möglich waren, beginnen sie seit dem Bau der Wasserkraftwerke am Sylvensteinspeicher und Walchensee in Wolfratshausen und enden an der großen Floßlände in Thalkirchen. Die Flößerzunft hat aber dennoch bis heute Bestand, der Floßmeister hat nach wie vor das Sagen und bildet auch heute noch seine Floßführer aus, wie in der guten alten Zeit.
Die Fahrten finden bei angemessener Witterung in der Regel täglich statt. Bei einer Streckenlänge von 28 Kilometern dauert die Fahrt etwa fünf bis sieben Stunden. Von Wolfratshausen geht es die Isar hinab, durch die größte Floßrutsche Europas im „Mühltal“, vorbei am Georgenstein und der Grünwalder Burg bis zur Zentrallände nach Thalkirchen. Da kann der Passagier seinen Bierkrug schon ein paar Mal füllen. Bleibt nur noch auf gutes Wetter zu hoffen - und darauf, daß Sankt Nikolaus, der Wasser- und Schiffspatron, den Landratten gnädig gesonnen ist.